Akademie
Die Kostümakademie Ludwigsburg, auch "Kleine Akademie der Kostümgeschichte" genannt, ist eine Bildunseinrichtung in freier Trägerschaft und ebenso wie die "Aquarellmalschule für Kinder und Jugendliche" entstanden aus dem Projekt "Kinder malen Aquarelle", das die Kunsthistorikerin Dr. Eva Maria Schneider-Gärtner im März 2010 ins Leben gerufen hat.
Seit April 2012 arbeitet die Kostümakademie in Kooperation mit dem Residenzschloss Ludwigsburg.
Seit 2014/15 entstanden weitere Kooperationen mit dem Blühenden Barock, Schloss Weikersheim, Schloss Rastatt, dem Fachverband Textil Deutschland, der Kinder- und Jugendakademie Marbach, dem Verein Pfiffikus Marbach, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und dem Schiller-Nationalmuseum Marbach.
Ulrich Krüger, Leiter des Residenzschlosses Ludwigsburg bis 2013, hat die Zusammenarbeit begonnen und der Kostümakademie im Ludwigsburger Schloss den Weg bereitet. Sein Nachfolger Stephan Hurst sowie der Leiter des Blühenden Barock, Volker Kugel, haben die Kooperation fortgeführt.
Die Einrichtung wendet sich an Kinder und Jugendliche zwischen dem 5.-17. Lebensjahr. Jungen und Mädchen sind gleichermaßen in alle Projekte einbezogen. Aktuell zählt die Kostümakademie etwa 180 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und der Schweiz. Die Besetzung der Seminare ist international.
Die Kostümakademie Ludwigsburg ist eine Einrichtung, deren Aufgabe und Ziel die Vermittlung der europäischen Kostümgeschichte in Kombination mit dem Erstellen von Kostümstudien in Aquarelltechnik wie auch das Designen und Anfertigen realer Gewänder ist. Als Vorlage dienen die originalen historischen Gewänder aus dem Modemuseum des Ludwigsburger Schlosses, einer Zweigstelle des Landesmuseums Stuttgart, das aufgrund der Geschlossenheit der präsentierten Exponate eine herausragende Stellung einnimmt und die ideale Basis für die Vermittlung der Kostümgeschichte anhand von originalen Gewändern bietet. Dort erhalten die Kinder von der Kursleiterin eine fach- und gleichermaßen kindgerechte Einführung in die Kostümgeschichte einzelner kunsthistorischer Epochen. Intensiv studiert werden zudem zeitgenössische Modezeitschriften und Gemälde sowie Fachliteratur. Als Grundlage dienen ferner die Forschungen aus der Dissertation von Dr. Eva Maria Schneider-Gärtner im Bereich Kunstgeschichte mit den Schwerpunkten Kostümgeschichte und Malerei sowie Forschungen von Frau Prof. Dr. Gisela Reineking von Bock, die zu den Koryphäen der Kostümgeschichte in Deutschland zählt.
In Anlehnung an diese Originalvorlagen werden detailgetreu Vorzeichnungen der historischen Gewänder erstellt, die von den Kindern mit Aquarellfarben koloriert werden. Nach jenen Entwürfen der Kinder werden dann reale Gewänder professionell von einer Schneiderin gefertigt.
Als Abschluss und Höhepunkt werden dann die selbstdesignten Gewänder der Kinder und Jugendlichen von ihnen in einer Kostümschau präsentiert, die mit einer Ausstellung ihrer Kostümentwürfe kombiniert ist, wobei die gesamte Veranstaltung in Form eines Gesamtkunstwerkes aufgebaut ist, in das die Elemente Tanz und Musik historisch authentisch integriert sind.
Um den Kindern einen noch direkteren Bezug zu den entsprechenden Gewändern zu ermöglichen, werden die einzelnen kostümhistorischen Epochen integriert in einen erweiterten historischen Kontext und damit in einen direkt greifbaren Rahmen.
So wird die Mode des Rokoko in die Welt des venezianischen Karnevals eingebunden. Denn zahlreiche der venezianischen Karnevalskostüme besitzen ihre kostümhistorischen Wurzeln in dieser Epoche, da der venezianische Karneval seine größte Prachtentfaltung im 18. Jahrhundert, zur Zeit Casanovas, erreichte.
Die Mode des Klassizismus und des Empire, die sich maßgeblich anlehnt an die griechische Mode des klassischen Altertums, wird integriert in Shakespeares "Sommernachtstraum". Denn die Komödie spielt im antiken Athen und ermöglicht so einen unmittelbaren Bezug zu den Protagonisten und ihren Gewändern. Die Kinder erhalten auf diese Weise zusätzlich einen Eindruck von den historischen Wurzeln der hier behandelten Mode. In diesm Kontext beschäftigen wir uns dementsprechend auch mit den Modeerscheinungen der griechischen Antike, speziell mit den Gewandformen des Hellenismus, die hier maßgeblich als Vorbild gedient haben. Ferner spielt die Ornamentik der antiken Vorlagen eine entscheidende Rolle und wird in die Studien miteinbezogen.
Neben den Kostümstudien in Aquarelltechnik werden seit 2013 erstmalig auch themenbezogen Empire-Gewänder selbst angefertigt.
Die Biedermeiermode aus der Zeit der Romantik wird integriert in Hans Christian Andersens "Schneekönigin". Das seinerseits aus der Romantik stammende Märchen ermöglicht ebenfalls einen unmittelbaren Bezug zu den darstellenden Figuren und ihren zeitgenössischen Gewändern.
Die Mode des Art Déco findet ihren Widerhall in Kostümen, die in der Verfilmung des "Great Gatsby" aus den 1920er Jahren in Erscheinung treten, um nur einige Beispiele zu nennen.
So wird Kostümgeschichte mittels Einbindung in einen erweiterten kulturellen Kontext lebendig und für die Kinder greifbar. Denn auf diese Weise können sie die unterschiedlichen Gestalten der Geschichten in den Gewändern ihrer jeweiligen Epoche zum Leben erwecken.
Die Seminare werden an einigen Schulen im Kreis Ludwigsburg/Stuttgart bereits als Ergänzung zum regulären Unterricht angeboten oder sind in diesen integriert. Eine besonders enge Kooperation besteht seit 2011 mit der Oststadtschule II Ludwigsburg und dem Fuchshofkindergarten in Ludwigsburg. Im Rahmen eines Vorschulprogramms wird diese Form des Unterrichts seit 2011 im Bereich der frühkindlichen Förderung in das Programm des Fuchshofkindergartens integriert. Es ist dies der erste Kindergarten europaweit der diese frühkindliche Förderung anbietet.
Ab Oktober 2014 werden aufgrund der Nachfrage auch Kostümseminare für Erwachsene angeboten. Hier ist eine Kooperation mit dem Fachverband Textil Deutschland - Bereich Wissenschaft, Bildung, Forschung - entstanden.
Das Projekt des Jahres 2014 "Mode des Klassizismus & Empire unter König Friedrich I. von Württemberg" sowie das Projekt des Jahres 2015 "Die Mode zur Zeit der Romantik unter König Wilhelm I. von Württemberg - H. Chr. Andersens Schneekönigin" wurde von der Jugendstiftung BW gefördert.
Die Kostümakademie Ludwigsburg sowie alle Ihre Projekte besitzen bundesweit Alleinstellungsstatus, wobei das Zusammenspiel einer derartigen Kooperation am historischen Ort des Residenzschlosses Ludwigsburg europaweit einzigartig ist.
Absicht und pädagogischer Hintergrund
In den Seminaren, die immer in den historischen sowie in einen erweiterten kulturellen Kontext eingebunden sind, werden alle Epochen der europäischen Kostümgeschichte durchschritten.
Jedes Jahr wird eine neue Epoche behandelt. Die Kurse bauen aufeinander auf, so dass sich den SchülerInnen am Ende aller Seminare ein geschlossenes Bild der europäischen Kostümgeschichte sowie der gesamten europäischen Geschichte erschließt.
Das Entwerfen und Anfertigen dieser Gewänder hat dabei ganz und gar nicht das Verkleiden im Sinne karnevalistischer Kostüme zum Ziel. Es geht hier um ein tieferes Verständnis von Mode.
Dem Erfahren, woher Mode kommt und woraus sich die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Mode entwickelt haben.
Dem Begreifen, dass Mode immer in ganz besonderem Maße auch Spiegel der Zeit, der politischen Strömungen, der gesellschaftlichen und sozialen Umstände ist.
Und es geht um das Wahrnehmen von Kostümgeschichte in ihrer Ganzheit. Auch von ihrem emotionalen Aspekt. Denn in sämtliche Veranstaltungen werden, wie eingangs erwähnt, Elemente von Musik und Tanz historisch authentisch integriert, so dasss die Idee eines Gesamtkunstwerkes realisiert wird. Auf diese Weise wird Kostümgeschichte für Kinder und Jugendliche mit allen Sinnen erlebbar.
Obgleich ich meinen SchülerInnen Kostümgeschichte spielerisch vermittle, ist mir der akademische Anspruch in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ausserordentlich wichtig.
Das Quellenmaterial wird von mir kindgerecht aufbereitet, so dass es für alle Altersgruppen von 5-17 Jahren verständlich und interessant ist.
Dimension
Durch die Vereinigung von Geschichte und den unterschiedlichen Ausdrucksformen der Kunst, wie Mode, Malerei, Tanz und Musik, mit dem Schwerpunkt Kostümgeschichte und Modedesign, in Form eines Gesamtkunstwerkes, eröffnet sich Kindern und Jugendlichen ein grosses geistiges und künstlerisches Spektrum, das sie auch emotional erleben läßt.
Sie lernen, dass allen künstlerischen Ausdrucksformen, hier insbesonders durch das Medium der Kostümgeschichte vermittelt, ein tiefer Sinn innewohnt.
Sie lernen gleichermaßen die Details als auch die übergeordneten Zusammenhänge der europäischen Geschichte und ihrer Kunstformen begreifen sowie den Wert, der all diesen Ausdrucksformen, insbesonders vermittelt durch die Mode als Spiegel der Zeit, innewohnt.
So erreicht Bildung die Kinder ganzheitlich und prägend und wird zu einem Teil von ihnen.
Zu einem Teil, der sie trägt und mit echter Freude erfüllt und sie ein Leben lang begleitet.
Die Kinder und Jugendlichen bringen eigene Ideen ein und setzen sie selbständig um, was ihnen Selbstvertrauen schenkt und ihnen Kraft gibt. Sie lernen, gemeinsam über viele Jahre auf ein grosses Ziel hinzuarbeiten. Sie lernen, dass sie dieses Ziel nur mit gegenseitigem Respekt und Achtung und mit grosser Eigeninitiative erreichen können.
Es ist dies ein Projekt, das Grenzen – sozialer und nationaler Natur – nicht nur überschreitet, sondern miteinander vereint. Werte, die maßgeblich sind für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Diese Projekte sind eine Schule für das Leben.
Darüber hinaus sind die Projekte der Kostümakademie Ludwigsburg nicht nur nationen-, sondern auch generationenübergreifend. Denn Schneiderin, Schmuck-Designerin und Musikerin sind die Mütter bzw. Grosseltern von SchülerInnen der Kostümakademie.
So wachsen Kinder, Eltern und Grosseltern gemeinsam in diese Projekte im Ludwigsburger Schloss, die langfristig angelegt sind, hinein.
Auch damit wird das Residenzschloss Ludwigsburg, das Land Baden-Württemberg, mit seinen Schätzen zu einem festen Bestandteil ihres Lebens, der sie immer wieder hierhin zurückkehren läßt.
Da es sich, wie eingangs hervorgehoben, um die erste Kostümakademie für Kinder und Jugendliche bundesweit handelt und die Kostümseminare im Residenzschloss bereits an einigen Schulen Ludwigsburgs in den regulären Schulunterricht integriert wurden, im Fuchshofkindergarten Ludwigsburg darüber hinaus seit mehreren Jahren in die frühkindliche Förderung eingebunden.
sind, nimmt das Residenzschloss Ludwigsburg sowie das Land Baden-Württemberg durch die Unterstützung dieser interdisziplinären Unterrichtsform der Kostümakademie Ludwigsburg eine Schlüsselrolle in Deutschland ein.
Es ist dies eine Unterrichtsform, die wegweisend auch für andere Bundesländer und Bildungseinrichtung sein kann und Kindern und Jugenlichen einen mit Leben erfüllten Unterricht in den Bereichen Geschichte und Kunst auf Basis der Kostümgeschichte bietet, den sie hautnah miterleben.
Auf diese Weise macht das Lernen Freude und das Erlernte manifestiert sich um so nachhaltiger im Gedankengut der Kinder. Auf diese Weise wird das Erlernte, wird Geschichte und Kunst, zu einem Teil von Ihnen, mit dem sie sich identifizieren können. Die Projekte dienen in ganz besonderem Maße auch der Integration in die europäische Geschichte auf Basis der Kostümgeschichte. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zur Integration in die europäische Kultur. Derzeit besitzen über 80% der Schülerinnen und Schüler Migrationshintergrund.
Auch diese Projekte betonen in ganz besonderem Maße die Wertigkeit und Strahlung, die vom Residenzschloss Ludwigsburg sowie von der Kulturlandschaft Baden-Württemberg ausgeht.
Diese innovativen und visionären Projekte sind repräsentativ und rücken das Land Baden-Württemberg sowie das Residenzschloss Ludwigsburg auch im Bereich der kostümhistorischen Forschung gleichermaßen in einen überregionalen und darüber hinausgehend in einen internationalen Fokus.
Dies zeigte sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in Kooperation mit dem Fachverband Textil Deutschland, der bundesweit agiert. Unter den Vorstandsmitgliedern des Verbandes aus Wissenschaft, Forschung und Bildung, gab es unmittelbar im Anschluss an mein Seminar im Oktober 2014 im Bereich der Erwachsenenfortbildung Impulse, diese Unterrichtsform der Kostümakademie Ludwigsburg stärker in den regulären Schulunterricht zu integrieren.
Dies um so mehr, da die kostümhistorische Forschung innerhalb der historischen wie auch kunsthistorischen Forschung ein zu Unrecht vergessenes Fach ist, das aber innerhalb der Kunstgeschichte alleine schon beim Datieren von Gemälden eine elementare Rolle spielt und es international nur sehr wenige Experten gibt, die diese Nachfrage bedienen können.
Ursprung für die Gründung der Kostümakademie
Meine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wie auch mit Erwachsenen im Bereich Kostümgeschichte und Malerei ist eine Herzensangelegenheit. Sie gehört untrennbar zu meinem Leben.
Der Ursprung für die Gründung der Kostümakademie hat einen weiteren wichtigen Grund.
Meine Dissertation im Bereich Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mode und Malerei wurde von der Kostümexpertin Prof. Dr. Gisela Reineking von Bock betreut. Sie gehört zu den Koryphäen der Kostümgeschichte in Deutschland und ist mein Vorbild. Uns verbindet seit über zwanzig Jahren eine Freundschaft.
Es war immer der Wunsch von Frau Prof. Dr. Reineking von Bock, eine Kostümakademie in Deutschland zu gründen, die autark und damit losgelöst von Modedesignschulen agiert und für jeden zugänglich ist; allerding ausschließlich für Erwachsene.
Ich habe hier nun gewissermaßen ihr Erbe angetreten; bisher maßgeblich im Bereich der Kinder- und Jugendbildung. Seit Oktober 2014, wie eingangs erwähnt, nun auch im Bereich der Erwachsenenfortbildung, u.a. in Kooperation mit dem Fachverband Textil Deutschland.
Es ist dies eine Pionierarbeit, die ich mir zur Aufgabe gemacht habe.
Groß-Malprojekte
All diese kostüm- und kunsthistorischen Epochen wurden und werden malerisch in Groß-Malprojekten von Kindern und Jugendlichen umgesetzt, in denen ein für die jeweils behandelte Zeit typisches Thema malerisch umgesetzt wird.
Für diese Malprojekte hatte sich der Tag der Offenen Tür besonders angeboten.
So entstand 2012 im Residenzschloss LB anläßlich des 60jährigen Jubiläums BW am Tag der Offenen Tür ein Gemälde zum Thema "Mode des Barock/Rokoko", das eingebunden wurde in die Zeit des Venezianischen Karnevals im 18. Jahrhundert. Es entstand ein Gemälde in Anlehnung an ein Venezianisches Thema nach A. Milesi; darüber hinaus ein Mille Fleur-Gemälde, an dem über 40 Kinder im Alter zwischen 5-16 Jahren in Gemeinschaftsarbeit mitgewirkt haben.
2013 wurde die Mode des Klassizismus/Empire thematisch eingebunden in Shakespeares "Sommernachtstraum" und von Vorschulkindern in Form eines grossen Gemeinschafts-Gemäldes malerisch umgesetzt.
2014 wurde die Mode aus der Zeit der Romantik eingebunden in H. Chr. Andersens Märchen "Die Schneekönigien". Auch dieses Thema wurde von Kindern im Alter zwischen 5-8 Jahren in Form eines grossen Gemeinschafts-Gemäldes umgesetzt.
Die Mode des Jugendstil/Art Déco wird malerisch eingebunden in die Verfilmung "The Great Gatsby".
Für die Mode der 60er/70er Jahre werden Kreationen von Yves St. Laurent tonangebend sein und gleichermaßen in einzelne kleinformatige Kostümstudien als auch in ein grosses Gemeinschafts-Gemälde einfließen.
Zum Thema "Mode der Avantgarde" wird das Erlernte mit der eigenen Fantasie der Kinder zu individuellen Kostümkunstwerken vereint. Dabei werden erstmals Kreationen aus Papier entstehen, die auf japanische Traditionen zurückgehen.
Kontinuierliche Weiterführung
All diese Projekte mündeten und münden in Veranstaltungen, die den Charakter eines Gesamtkunstwerkes besitzen, in dem Mode, Malerei, Musik und Tanz der jeweiligen historischen Epoche entsprechend authentisch von Kindern und Jugendlichen umgesetzt und präsentiert werden.
Das gesamte Angebot mit allen Epochen läßt sich auf Wunsch und Nachfrage kombinieren.
Das Projekt ist langfristig angelegt und läßt sich immer weiter ausbauen.